"Es reicht nicht Poster aufzuhängen und die gelbe Markierung zu benutzen, davon wird sich nichts ändern."
Neben den vielen positiven Rückmeldungen, hagelt es auch ordentlich Kritik an unserer Kampagne. Das ist verständlich und Kritik braucht es auch, um etwas zu ändern und zu erreichen - wir bringen schliesslich Hundebesitzer dazu, ihre Hunde zu kennzeichnen und damit ein öffentliches Statement zu geben - verallgemeinert sagt die gelbe Markierung ja nur: "Mein Hund funktioniert gerade nicht, wie andere Hunde". Was genau dahinter steckt, bleibt unseren Mitmenschen ja meist verborgen.
Ich finde das darum sehr mutig, zeigt es doch auch, dass wir die Situation erkannt haben und etwas an ihr ändern wollen. Darum sollte die gelbe Markierung auch als ein Versprechen, an euch selbst, an euren Hund und an eure Mitmenschen verstanden werden, mit dem Hund zu trainieren und ihm zu helfen in Zukunft besser zurecht zu kommen.
Die gelbe Markierung soll mir den Freiraum geben, den mein Hund braucht, um zu lernen. Hört sich erstmal komisch an, ist aber so. Ich glaube, Hunden ist es generell egal, ob der andere Hund ein gelbes Halstuch trägt oder auch nicht. Ich fordere ja von meinen Mitmenschen mehr Raum ein. Die meisten Kritiker werfen der Aktion vor, überflüssig zu sein , weil wir ja auch miteinander reden können, oder uns einfach an den Hundeknigge halten sollen, dann braucht es so ein "Mascherl" nicht. Wenn das denn mal so einfach wäre...
"Meiner tut ja nichts, der will nur mal schnell Hallo sagen."
Ich wette, das habt ihr schon tausendmal gehört und nur wenn ihr an solch brenzlige Situationen denkt, bekommt ihr feuchte Hände, mir geht es jedenfalls so. Denn es gibt viele Hundehalter, ihr kennt sie alle, die ihren Hund zwar anleinen, wenn sie einen anderen angeleinten Hund sehen, aber keinen Abstand halten.
Was ist in Städten, in denen generelle Leinenpflicht gilt? Alle Hunde sind angeleint, aber wie mache ich jetzt anderen klar, dass ich ein bisschen mehr Raum brauche - das steht nicht im Hundeknigge. Ach, wir können ja mit unserem gegenüber reden, aber kommen wir denn so nah an unsere Gegenüber heran, ohne dass die "Hundesituation" eskaliert? Ginge das, bräuchten wir die gelben Markierungen nicht
Ein grösseres Problem sehen viele in der Unkenntnis der Öffentlichkeit über die Aktion. Es ist auch eins, aber eigentlich ein sekundäres.
"Daran hält sich ja doch niemand"
Heute Morgen auf unserem Spaziergang habe ich über genau diese Aussage nachgedacht, und wollte ich mich gerade über einen anderen Hundebesitzer ärgern, da er meiner Bitte um Freiraum zum ausweichen nicht nachgeben wollte, als mir ein Gedanke durch den Kopf gegangen ist:
Ich halte mich daran!
Ist die gelbe Markierung nicht primär eine Erinnerung für mich selbst, mit meinem Hund zu trainieren und ihm den Freiraum zu geben, den er braucht, damit er etwas lernen kann? Eine Erinnerung daran, jede unbequeme Situation als Trainingssituation zu sehen und zu nutzen. Das ist nur eine kleine Korrektur in der Sichtweise, aber ich finde sie wirft ein ganz anderes Licht auf die Aktion "Gelber Hund". Plötzlich ist es etwas, dass ich mir höflich nehme und nicht etwas, auf das ich angewiesen bin.